Optimale Weiss- & Rotwein-Temperaturen

Température

Die richtige Trinktemperatur ist entscheidend: Nur wenn Weisswein und Rotwein mit idealer Temperatur serviert werden, entfalten sie die besten Geschmäcke. Aber was sind denn die optimalen Temperaturen für Weiss- und Rotwein? Und weshalb ist bezüglich Rotwein von sog. «Zimmertemperatur» die Rede? Auf welche Art wird Rotwein temperiert? Welche Trinktemperatur soll Weisswein aufweisen und welcher Wein wird eh kalt ausgeschenkt?

Fragen über Fragen, mit welchen wir uns nachstehend auseinandersetzen und diese erklären. Jedenfalls ergibt die Trinktemperatur bei Verkostung und Genuss zu oder ohne Speisen den entscheidenden Unterschied! Denn wird vor allem Rotwein allzu kalt oder warm kredenzt, kann sich dessen Aromatik kaum entfalten; oder – fast noch schlimmer – der Wein besticht mit allzu starkem Alkoholgeschmack. Darin liegt der Hauptgrund dafür, dass eine Rotwein-Abfüllung desselben Weinhauses mit identischem Jahrgang und übereinstimmend detailliert bezeichneter Etikette einmal hervorragend, das andere Mal enttäuschend schmeckt.

Wann weist Rotwein mithin die ideale Trinktemperatur aus? Sicher ist, dass die eingangs erwähnte «Zimmertemperatur» nur schon vom historischen Hintergrund her ausgedient hat: Im Mittelalter betrug diese nämlich 16 Grad Celsius, da die Leute damals schwere und dicke Kleidung trugen. Und diese Epoche stimmt mit der erstmals qualitativen Vinifizierung von Trauben überein... Neuzeitlich sind unsere Zimmer mit durchschnittlich 22 Grad Celsius jedenfalls einiges zu warm, um Rotweine langsam zu erwärmen, bzw. zu «chambrieren», so der vom französischen Wort «chambre» (Zimmer) hergeleitete, herkömmliche Fachausdruck.

Verschiedene Arten gekelterter Rebensäfte bedingen unterschiedliche Temperaturen. Eine verlässliche Richtorientierung für Rotweine bildet dabei der Anteil darin enthalten pflanzlicher Gerbstoffe, sprich Tannine, welche bereits im Stielgerüst, den Kernen und Beerenhäuten der Trauben vorkommen: sie lösen sich bei der Fermentation im Gärtank aus Traubenkernen und -schale heraus. Grundsätzlich je weniger Tannin, desto kühler sollte der Rotwein sein. Und hier unmittelbar nachstehend eine erste...

... Temperatur-Übersicht

Rotweine

16-18 Grad Celsius:

- eignen sich bestens für die meisten Rotweine...

- vor allem für rote Abfüllungen mittleren bis vollen Körpers,...

- so etwa für Merlot, Cabernet Sauvignon, Syrah, Cornalin, Grenache, Grau- oder Spätburgunder,

Garanoir, Gamaret und weitere traditionnelle Assemblages

16 Grad Celsius:

- Vin de Pays oder Pinot Noir-Weine, die wegen der Trauben vinifiziert werden und ähnliche.

14 Grad Celsius:

- Gamay

Weiss- und Rosé-Weine

Hingegen kommt die optimale («nobody is perfect») Fruchtigkeit von Weiss- und Rosé-Weinen bei kühleren Temperaturen besser zur Geltung, weshalb es bei diesen mehr Abstufungen, als beim Rotwein gibt; jedoch gilt auch hier je aromatischer die Rebsorte, desto höher die Temperatur:

7-10 Grad Celsius:

- «Schlanke» Weissweine und Rosés, welche jung getrunken werden

- Chasselas wie Dézaley Grand cru AOC, Premiers Grands crus und andere Weine aus anerkannten Weinanbaugebieten .

- Weisse Spezialitäten, die es auch im Waadtland gibt

- Rosés aus dem Kanton Waadt aus verschiedenen roten Traubensorten

12 Grad Celsius:

- Weisswein, welcher im Holzfass ausgebaut wurde, wie etwa ...

- Gewisse Chardonnay und Savagnin, welche es auch im Waadtland gibt

- Gewürztraminer, die es ebenso im Kanton Waadt gibt

14 Grad Celsius:

- Besonders körperreiche Weissweine mit wenig Alkohol,

wie etwa Sauvignon Blanc – auch diesen gibt’s im Waadtland -

sowie Müller-Thurgau, Muskateller, Weissburgunder, etc.

Schaumweine

Egal ob Champagner, Sekt oder Schaumwein nach traditioneller Methode hergestellt - diese Weine werden IMMER kühl serviert und getrunken: Jahrgangslose sind prickelnd, frisch, fruchtig und benötigen Temperaturen zwischen 6 und 10 Grad Celsius; wogegen Jahrgangs- oder Rosé-Champagner mehr Struktur aufweisen und höhere Trinktemperaturen bis 12 Grad Celsius zulassen. Süss- oder gar Eisweine wiederum brauchen wesentlich niedrigere Temperaturen, um deren Restzucker «zu besänftigen», bzw. abzuschwächen

und milder erscheinen zu lassen - 6 Grad sind hierfür ideal!

Der Weinkeller zuhause...

Nicht eine jede oder ein jeder unterhält einen Weinkeller in den eigenen oder

auch gemieteten Wänden. Dank ein paar zu befolgenden Tricks bekommt Frau

und/oder Mann jedoch die optimalen Temperaturen hin:

Tipp 1 Rotweine KURZE Zeit in den Kühlschrank stellen (Damals in Süditalien, hatten Rotweine - selbst im Sommer ungekühlt in Gestellen der Restaurants gelagert - Spitzen-Temperaturen angenommen und den Gästen direkt aus der Ablage serviert;
diese Marotte dürfte inzwischen bestimmt vorbei sein...)

Tipp 2 Weissweine dürfen problemlos auch ‘mal für 20 Minuten ins
Gefrierfach gelegt werden, da diese ja – wie bereits im ersten Blog
erwähnt – oftmals «Vins de Soif» sind;

Tipp 3 Im Sommer die Weine besser etwas mehr, also ca. 1 Grad kühler
als im Rest des Jahres lagern, da die Temperatur des Weins selbst in
- idealerweise dünnwandigen Gläsern in Tulpenform (aus solchen
getrunken verflüchtigen sich Tannin-, bzw. fein eingebundene Säure,
Fruchtnoten und Restzucker nicht bereits beim Einschenken; wir
werden in einem weiteren Blog bestimmt noch darauf zu sprechen
kommen!) – innert 4 Minuten um rund 1 Grad Celsius ansteigt.
Erst Recht, wenn in «small talk» engagierte Damen oder in Gedanken
versunkene Männer ihr Glas am Kelch (oberer Glasteil), anstatt am
Stil desselben halten: «Dank» der Handwärme steigt die Temperatur
des darin befindlichen Weines innert Kürze um 2 bis 3 Grad Celsius!
Was vor allem bei Weisswein völlig unerwünscht ist, etwas weniger
bei Rotwein jedoch ebenso...

Tipp 4 Sollte vorab Rotwein einmal zu kalt sein, im Umkehrschluss beide
Hände um den Glaskelch halten und diesen vorsichtig leicht reiben.
Aber Achtung – keinesfalls auf Heizung oder ähnliches legen, denn
dies würde den edlen vinifizierten Rebensaft definitiv verderben...

Tipp 5 Da Schaumwein-Flaschen dicker sind, diese tendenziell länger kühlen!

Tipp 6 Letztlich auf Ihren persönlichen Gaumen vertrauen, da Sie damit kaum
je schlecht fahren können...